Die heutige Busfahrt führt rasch aus Havana hinaus auf die kubanische Autobahn. Die Federung des chinesischen Reisebusses tut ihr Bestes um die buckelige Strecke erträglich zu machen. Von Radfahrern, Pferdefuhrwerken über Laster und Schwertransporter ist alles unterwegs, was Räder hat. Am Rand der Autobahn versuchen unzählige Menschen eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Den ersten Stop machen wir auf einer Raststätte, Parador genannt, wo schon einige Reisebusse scheinbar die gleiche Idee hatten. Angeschirrte Ochsen posieren als Fotomotiv und in der Raststätte gibt es einen köstlichen frischen Pina Colada.
Der erste richtige Programmpunkt ist die Höhle San Tomas, bereits in der Nähe von Vinales. Rund um die Höhle gibt es zahlreiche Kaffeeplantagen, die hier von Schülern gepflegt werden, die hier ihr Praktikum machen. Ein Vater mit seinem Sohn wird uns als Geologe vorgestellt, wir werden mit Helmen und Lampen ausgerüstet und machen uns auf den Weg in die Höhle. Der Weg durch das Höhlensystem wurde uns zu Beginn als äußerst beschwerlich angekündigt. Der kurze Zustieg zu Höhle ist jedoch das einzig Beschwerliche. Die Höhle ist auch nicht wirklich lange und hat auch immer wieder Öffnungen zur Außenwelt. Schöne Tropfsteine verzieren die Wände der Höhle.
Zurück unter freiem Himmel fahren wir ein kleines Stück weiter und machen einen ausgedehnten Fotostop an einer riesigen bemalten Felswand. Dieses prähistorische Mural ist natürlich in keinster Weise prähistorisch sondern wurde im 20 Jhd. von einem bekannten Künstler geschaffen und seit dem regelmäßig erneuert. Prähistorisch ist jedoch das Motiv, das in wenigen Bildern die mystische Entstehung der Welt zeigt. Allgemeiner Konsens: Eine Touristenfalle wie sie im Buche steht.
Apropos Touristenfalle: Der nächste Programmpunkt ist ein sehr nettes Exemplar der selben. Wir besuchen die Cueva de Indias. Eine weitere Höhle, die teils zu Fuß und später mit einem Boot durchfahren wird. Vor der Höhle hat man einige Behausungen und Gegenstände der indigenen Bevölkerung aufgebaut und ein paar Schauspieler „leben“ während der Öffnungszeiten hier wie vor vielen Jahren. Highlight hierbei war sicher die zahme Baumratte, ein Nagetier von der Größe eines Murmeltieres, das in den Hügeln dieser Gegend lebt. Geduldig posierte das possierliche Tierchen auf Schultern und Armen der Touristen. Kleines Detail am Rande: Immer wieder wird erwähnt, dass diese Ratten unter strengem Schutz stehen und nicht gejagt werden dürfen. Im nachfolgenden Nebensatz wird das allerdings relativiert mit der Aussage, sie würden ganz ausgezeichnet schmecken.
Von hier aus fahren wir nach Vinales. Heute Nacht schlafen wir in den sogenannten Casas Particulares. Das sind private Pensionen oder Unterkünfte mit Familienanschluss. Dieses Casas haben meist nur 2 Zimmer mit insgesamt 4 Betten. Kommt nun, wie in unserem Fall, ein ganzer Reisebus an, dann stoppt man an einer solchen Casa, deren Chefin oder Chef dann die Verteilung auf die anderen Häuser organisiert. Ähnlich wie bei einer Junggesellen-Versteigerung stellen wir uns paarweise auf und die Mammas der anderen Casas suchen sich die besten Exemplare aus. Erinnerungen and den Turnunterricht in der Schulzeit werden wach, wo die Teams fürs Völkerball Spiel ähnlich gebildet wurden.
Aber bevor wir die Zimmer beziehen steht noch ein weiterer Punkt auf dem Programm. Der Mann unserer Haupt-Casa ist ein Tabakbauer. Er geht mit uns durch seine Plantagen und zeigt uns wie Tabak kultiviert, geerntet, getrocknet und fermentiert wird. 90% seiner Ernte gehen dabei an den Staat. Oder ca. 90% wie er mit einem Schmunzeln sagt. Die verbleibenden ca. 10% werden von ihm selbst ein zweites Mal mit Honig, Rum und Vanille fermentiert und danach zu köstlichen Zigarren gedreht. Genau solche bekommen wir nun alle zum Kosten. Etwas Honig am Mundstück soll auch den Neulingen den Tabakrauch versüßen. Die Zigarren sind köstlich und frisch und genau 10 Stück davon verkauft er uns für 20 CUC. (1 CUC ist ca. 1 Euro)
Mit der noch klimmenden Zigarre machen wir uns weiter auf den Weg durch seine Plantagen, wo er neben Tabak auch noch Mangos, Papayas, Bananen, Zitronen, Guaven, Ananas, Zuckerrohr und vieles mehr kultiviert. Zuckerrohrsaft, Ananassaft und natürlich Rum sind die Zutaten das Getränk, das in einer Hütte zwischen den Feldern verkauft wird. Regional typisch und sicher nur hier erhältlich lassen wir uns natürlich zu einer Kostprobe überreden. Der Rum und der Sonnenuntergang überzeugen uns schnell, dass dies wohl der schönste Platz auf Erden sein muss.
Danach gehen wir zurück in unsere Unterkünfte und treffen uns zum gemeinsamen Abendessen.
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